Mittwoch, 01.10.2025

Transformation: Wie deutsche Banken im Digitalisierungstempo Schritt halten

Digitalisierung ist längst kein neues Thema mehr. Doch in den letzten Monaten hat die Geschwindigkeit der digitalen Transformation noch einmal deutlich zugenommen – allen voran durch Künstliche Intelligenz. Damit steigt der Druck auf Finanzinstitute, schnellstmöglich nachzuziehen, ihre Produktivität zu steigern und Innovationskraft zu stärken. Viele Organisationen setzen also auf große KI-Projekte, während kleinere, ebenso bedeutende und längst überfällige Digitalisierungsschritte in den Hintergrund treten. Denn zuerst muss die Basis stimmen, bevor neue Technologien ihre Potenziale entfalten können.  

Fokusverlust durch KI-Hype

Der Digitalisierungsdruck lastet schwer auf Banken weltweit – und die Deutschen hinken teils stark hinterher. So hat Deloitte in der „Digital Banking Maturity Studie 2024“ mit fast 350 Banken aus über 40 Ländern den internationalen Vergleich gezogen: Abgesehen von einer kleinen Gruppe an deutschen Institutionen, die auf agile IT setzen, liegen deutsche Banken hinter den Nachbarländern. Gerade Investitionen in die digitale Zukunft kommen seit Jahren zu kurz. Was bedeutet, dass es bereits an einem soliden Fundament fehlt.     

Dies scheint die Verantwortlichen jedoch nicht daran zu hindern, eine Stufe zu überspringen und KI zu priorisieren. Denn Modernisierung wird jüngst mit Künstlicher Intelligenz gleichgesetzt. Was angesichts der Einsatzmöglichkeiten kaum verwundert. Ob optimierte Geschäftsprozesse, verlässliche Entscheidungsgrundlage oder Unterstützung bei Kundenerlebnissen – KI ist angetreten, um auch den Finanzsektor zu revolutionieren. Aber KI stellt nur einen Teil der Gleichung dar.

Digitalisierungsdruck für Banken

Die eigentlichen Herausforderungen starten also nicht bei Fragen nach Datenqualität, Transparenz oder ethischen Leitlinien, deren Antworten für den KI-Einsatz essentiell sind. Vielmehr liegen sie tiefer und betreffen die bislang versäumte Digitalisierung grundlegender Prozesse und Strukturen. Fehlende Strategien, veraltete Systeme und der Rückstand im Wettbewerb sind es, die den Digitalisierungsdruck besonders spürbar machen.

Herausforderung 1: Strategie-Defizit

Es ist ein Bild, das sich in vielen Branchen abzeichnet: Geht es um die Digitalisierung, fehlt es an einem klaren, langfristig ausgelegten Konzept. Häufig sind viele kleine Projekte vorzufinden, die kaum Verzahnungen aufweisen. Ohne eine übergeordnete Strategie lässt sich der eigentliche Mehrwert nicht freilegen. Was bleibt, sind Insellösungen, die lediglich eine geringe Wertschöpfung erzielen. Die Organisation selbst bleibt weiter fragmentiert und arbeitet meist auf einem veralteten IT-Infrastruktur-Stand weiter.

Der Auslöser hierfür: Viele Institute verfügen bis heute nicht über eine konsistente Digitalstrategie, die technologische Innovation, organisatorische Veränderungen und neue Geschäftsmodelle integriert. Stattdessen verorten sie Digitalisierung rein im operativen Tagesgeschäft. Einzelne Apps, punktuelle Prozessautomatisierungen oder neue Online-Services werden eingeführt. Doch diese Maßnahmen verpuffen, wenn sie nicht in eine Gesamtarchitektur eingebettet sind, die bislang vorherrschende Medienbrüche vermeidet und Skalierung wie auch nachhaltige Weiterentwicklung ermöglicht.

Herausforderung 2: Starker Wettbewerb

Während klassische Banken noch mit ihren internen Strukturen kämpfen, setzen Fintechs und große Technologiekonzerne längst neue Standards. Embedded Finance, Plattformökonomie und Decentralized-Finance-Lösungen, kurz DeFi, verschieben die Machtbalance im Finanzsektor. Kunden vergleichen digitale Services nicht mehr nur mit der Nachbarbank, sondern mit den nahtlosen Nutzererfahrungen von Apple oder Google.

Dabei werden Nutzerwünsche und -bedürfnisse immer stärker in den Mittelpunkt gerückt. Neuer Standard sind dabei intuitive Bedienbarkeit, sofortige Verfügbarkeit, Transparenz und personalisierte Angebote. Wer hiermit nicht Schritt hält, riskiert, den direkten Draht zum Kunden zu verlieren.

Herausforderung 3: Rechtliche Anforderungen und regulatorische Komplexität

Parallel verschärfen rechtliche Rahmenbedingungen den Handlungsdruck. Vorgaben wie DSGVO, die PSD2 (Payment Services Directive 2) oder der EU-AI-Act erhöhen die Anforderungen an Datensicherheit, Transparenz und Compliance. Digitalisierung eröffnet zwar Chancen für strukturierte Daten und smarte Steuerung. In der Praxis fällt es Banken jedoch schwer, diese zu nutzen und in konforme, effiziente Prozesse zu überführen. Stattdessen ziehen die Pflichten einen hohen Aufwand und steigende Kosten nach sich. Das Ziel „Modernisierung“ muss weiter warten. 

Basis schaffen: Bargeldmanagement digitalisieren

Auf der Suche nach Orientierung, wo die Digitalisierung ansetzen sollte, hilft es, sich die grundsätzliche Funktion des Finanzsystems ins Gedächtnis zu rufen: die Organisation des Geldflusses als Kern jeder kommerziellen Transaktion. Genau hier liegt eine stabile Grundlage, auf die Banken auch in Zeiten digitaler Disruption bauen können – das Bargeldmanagement. Mit seiner Digitalisierung lassen sich Effizienzgewinne erzielen, Risiken minimieren und Ressourcen freisetzen, die den Weg für Innovationen ebnen.

Die Strategie steht dabei an erster Stelle. Entscheidend ist, dass Institute das Thema nicht isoliert betrachten, sondern in ihre Gesamtarchitektur der Digitalisierung einbetten. Dazu gehören unter anderem folgende Punkte.

  • Roadmap entwickeln: Bargeldprozesse sollten Verantwortliche nicht nur punktuell optimieren, sondern in eine umfassende Digitalstrategie einbinden. Auf diese Weise lassen sich Schnittstellenprobleme vermeiden und Synergien schaffen.
  • Prozesse durchleuchten: Der Istzustand gibt Aufschluss, wo anzusetzen ist. Kritische Abläufe können identifiziert und Ineffizienzen beleuchtet werden. Aus dieser Analyse ergeben sich die nächsten Schritte. 
  • Daten als Steuerungsinstrument nutzen: Cashflow- und Bestandsdaten sind wertvolle Steuerungsgrößen. Ihre Auswertung lässt vorausschauende Planung und bessere Liquiditätssteuerung zu und reduziert operative Risiken.
  • Compliance und Sicherheit mitdenken: Neue regulatorische Anforderungen, zum Beispiel im Zahlungsverkehr oder beim Datenschutz, lassen sich leichter erfüllen, wenn Prozesse von Beginn an darauf ausgerichtet sind – und diese Pflichten digital und automatisiert berücksichtigen.
  • Mitarbeiter einbinden: Erfolgreich sind Projekte erst dann, wenn Mitarbeiter diese von Beginn an praxisnah begleiten können.

Softwareunterstützung fürs moderne Bargeldmanagement

Geht es an die Umsetzung, müssen Tools Hand in Hand mit der strategischen Ausrichtung arbeiten. Praxisorientierte Lösungen zeigen, wie das aussehen kann. So ermöglicht etwa die zentrale Plattform ALVARA ICC, Bargeldflüsse und Bestände in Echtzeit zu überwachen und zu steuern. Die Bundesbank, Banken und Wertdienstleister ebenso wie Retailer werden in einem geschlossenen System miteinander verbunden, wodurch sich Medienbrüche und Fehlerquellen reduzieren lassen.

Ein zentrales ICC-Einsatzfeld für Banken und Sparkassen ist das Safebag-Verfahren bei Kundeneinzahlungen. Bereits am Schalter werden die Safebags mitsamt Kundendaten digital erfasst und ein Beleg wird erstellt. Kommt es zur Übergabe an Wertdienstleister, entfallen erneute, teils manuelle Datenerfassungen, wodurch sich der gesamte Ablauf beschleunigt. Die Zählergebnisse aus dem Cash Center fließen direkt in ICC zurück und stehen den Mitarbeitern unmittelbar zur Verfügung. 

Neben der Abgabe von Bargeld unterstützt ICC die Bestellung von Münz- und Notengeld für Geldautomaten und Kassen. Über smarte Bestellvorschläge und automatisierte Daueraufträge lassen sich Bedarfe flexibel steuern – manuelle Sonderbestellungen sind weiterhin möglich. Die direkte Anbindung an die Wertdienstleister sorgt dafür, dass Bestellungen effizient, schnell und fehlerfrei abgewickelt werden. Auf diese Weise stellen Banken eine zuverlässige Bargeldversorgung sicher und reduzieren gleichzeitig den internen Koordinationsaufwand.

Für maximale Sicherheit und Kontrolle sorgt die in ICC integrierte Track-&-Trace-Funktion. Sie erlaubt die Nachverfolgung von Tätigkeiten des Wertdienstleisters und stärkt so das Auslagerungsmanagement. Gerade in Zeiten erhöhter Bargeldmengen – etwa bei Kartenterminal-Ausfällen – bietet ICC eine robuste Grundlage, um Bargeldversorgung und Bargeldabgabe zuverlässig, effizient und Compliance-konform zu steuern.

Essenziell für den Erfolg ist, dass Banken solche Tools nicht isoliert betrachten, sondern diese in die Gesamtarchitektur eingebunden sind. Nur wenn Strategie und Technologie zusammenspielen, entfaltet die Digitalisierung im Bargeldmanagement ihre volle Wirkung – als stabiles Fundament für die digitale Zukunft von Banken.

Digitale Basis schaffen

Digitalisierung ist angesichts der neuen Chancen, die Künstliche Intelligenz bietet, dringlicher denn je. Doch voranzupreschen, hilft nichts, solange die Basis für das digitale Bargeldmanagement fehlt. An erster Stelle muss also eine digitale Strategie stehen, die den Istzustand beleuchtet, den Sollzustand festhält und Compliance, Sicherheit und Mitarbeiter dabei nicht aus den Augen verliert. Ist dies geschafft, können praxiserprobte Lösungen ansetzen und den Mehrwert freilegen – durch Prozessdigitalisierung und -sicherheit, mobil gesteuerte Abläufe, Automatisierung und Monitoring. Wer heute die Grundlagen legt, eröffnet sich schnell die Chance, KI künftig zielgerichtet einzusetzen und echte Effizienzgewinne zu erzielen.


Einmal auf Anfang bitte: Legen Sie den Grundstein für einen zukunftssicheren Betrieb mit digitalem Bargeldmanagement. Wir sind Ihr Partner dafür.