Mittwoch, 10.12.2025

Ausdauer, Innovation, Digitalisierung in der Wertdienstleistung – ein Ausblick der ZIEMANN GRUPPE in 2026

Wertdienstleisterunternehmen stehen vor verschiedenen Herausforderungen: Regulatorische Anforderungen nehmen zu, Künstliche Intelligenz und E-Mobilität gewinnen gleichermaßen an Bedeutung, der Kostendruck steigt stetig an. Gefragt sind daher Lösungen, um Effizienz, Transparenz, Sicherheit ebenso wie sich ändernden Kundenanforderungen im Bargeldmanagement gerecht zu werden.

Für die ZIEMANN GRUPPE heißt das: Bewährtes zu hinterfragen und mit Ausdauer und Innovationskraft voranzugehen. Im Interview mit Hans-Jörg Hisam und Heinz Spiegelmacher werfen wir einen Blick auf das Jahr 2026 – welche Tendenz sich für die Branche abzeichnet, welche Rolle Technologien spielen und wie sich das Unternehmen strategisch positioniert.

Der Stand der WDL-Dinge

ALVARA: Herr Hisam, 1989 fand der Verkauf von ZIEMANN an Ihre Familie statt. Sie blicken also auf viele Jahre Erfahrung im Bereich Geldtransport zurück. Wofür war aus Ihrer Sicht 2025 bezeichnend. 

Hans-Jörg Hisam:
2025 war geprägt von einem anspruchsvolleren wirtschaftlichen Umfeld. Wir erleben eine Zeit, in der Sicherheit neu definiert wird – nicht nur physisch, sondern auch digital und allen voran emotional im persönlichen Empfinden der Menschen. Die Anforderungen unserer Kunden steigen, gleichzeitig müssen wir uns selbst weiterentwickeln, um diese Erwartungen zu erfüllen. Für uns bedeutet das, die Balance zu halten: zwischen Anspruch, Qualität und Kostendruck, zwischen bewährten Prozessen und Innovationen. Das Jahr hat gezeigt, wie wichtig Ausdauer, Anpassungsfähigkeit und die Leidenschaft unseres Teams für die Sache sind.

Herr Spiegelmacher, Sie sind Geschäftsführer der ZIEMANN SICHERHEIT Holding GmbH sowie Vorstand der Cash Logistik Security AG und blicken auf viele Jahre gesammelte Expertise im Geld- und Wertsektor und in der Finanzwirtschaft. Da Sie innerhalb der ZIEMANN GRUPPE vor allem auch für vertriebliche und strategische Themen verantwortlich sind, sind wir bei Ihnen mit unseren Fragen genau richtig.

Daher fragen wir auch gerne in Ihre Richtung: Wie würden Sie den aktuellen Status der Branche Ende 2025 beschreiben?

Heinz Spiegelmacher: 
Die Branche hat sich in den letzten 15 Jahren stark konsolidiert und weiterentwickelt. Wir sehen wenige starke regionale Dienstleister und zwei bundesweit agierende. Gleichzeitig hat sich die Wertdienstleistungsbranche enorm professionalisiert – weit über den klassischen Geld- und Werttransport hinaus. Heute sprechen wir über komplexe Prozesse und Wertschöpfungsketten, die seitens der Dienstleister angeboten werden. Von der Disposition über die Automatenaufstellung, die technische Betreuung bis hin zum vollständigen Workflow vom Bargeld zum Buchgeld hat sich die Portfoliostruktur erweitert. Das zeigt, wie stark sich unser Geschäftsfeld verändert hat und man sich den Anforderungen des Marktes und unserer Kunden proaktiv angepasst hat.

2026: Neues Jahr, neue Strategie!

Was sind aus Ihrer Sicht drei zentrale Themen, die die WDL-Branche 2026 prägen werden?

Herr Hisam: 
Erstens: Sicherheit bleibt das Kernthema – und zwar in einer neuen Dimension. Wir müssen adäquate und zielführende Maßnahmen für unsere Mitarbeitenden und Kunden treffen, gerade in einer veränderten Sicherheitslage. Zweitens: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind und bleiben ohne Zweifel auch weiterhin herausfordernd. Hier gilt es, eine ausgewogene Preis-Leistungs-Politik zu fahren, die für beide Seiten fair ist. Drittens: Trotz aller Herausforderungen wollen wir den Optimismus bewahren und die Freude am Business weitergeben – an unsere Teams und an unsere Kunden.

Wo sehen Sie die größten Potenziale – und wo die größten Risiken?  

Herr Hisam: 
Großes Potenzial liegt sicherlich in der Digitalisierung und Automatisierung unserer Prozesse. Hier können wir Effizienz steigern und Sicherheit erhöhen. Risiken sehe ich vor allem in der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. Sie beeinflusst Investitionen und das Vertrauen in Bargeld. Deshalb müssen wir flexibel bleiben und unsere Sicherheitslevel in enger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden, mit Versicherungen und spezialisierten Sachkundigen weiter hochfahren. Auch wollen wir den Bargeldkreislauf im Zusammenspiel mit der Bundesbank, der Finanzwirtschaft und den Handelsunternehmen so effizient und sicher gestalten, dass sich unsere Kunden voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.


Wie wirken sich diese Entwicklungen auf das Tagesgeschäft und Ihre Kunden aus?

Herr Spiegelmacher: 
Unsere Kunden erwarten nachvollziehbare, transparente Preismodelle, eine gleichbleibende Qualität und Entlastung durch unsere Services – und genau das bieten wir. Gleichzeitig investieren wir in die Motivation unserer Teams. Denn nur wenn die Freude am Job spürbar ist, kommt das auch beim Kunden an. Das ist für uns ein entscheidender Erfolgsfaktor. 


Welche Rolle spielen Digitalisierung, Automatisierung und neue Technologien (z. B. KI, IoT, Edge) in Ihren Planungen für 2026?

Herr Hisam: 
Eine sehr große. Wir setzen auf digitale Überwachungssysteme, automatisierte Prozesse und intelligente Auswertungen. KI kann uns helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Abläufe zu optimieren. Aber Technik ersetzt nicht den Menschen – seine Aufmerksamkeit und Integrität bleiben entscheidend. 


Wie beeinflussen Themen wie Regulatorik, Sicherheit (physisch und digital) sowie Nachhaltigkeit die Branche?

Herr Spiegelmacher: 
Regulatorik ist heute ein zentraler Faktor in der Wertdienstleistungsbranche und ihre Relevanz spiegelt die sich verändernden Ansprüche eines dynamischen Marktes wider. Wir bieten unseren Kunden und nicht nur speziell der Kreditwirtschaft im Rahmen des Cash Managements MaRisk-fähige Prüfungs- und Beratungsleistungen. Cash Management ist für viele unserer Kunden ein zentraler Bestandteil ihres Finanz- und Liquiditätsmanagements. Risiken wie fehlende Liquidität, operative Ausfälle oder fehlende Kontrollen müssen früh erkannt und vermieden werden. Unsere Full-Service-Angebote und MaRisk-konforme Lösungen schaffen hier Vertrauen und Sicherheit gegenüber Kreditinstituten und ihren Kunden sowie bei Handelskunden, gewährleisten regulatorische Konformität – insbesondere bei Outsourcing und Revision – und sorgen für Transparenz und Nachweisbarkeit in Prüfungen und Audits. 
Gleichzeitig haben sich exogene Faktoren wie die Sicherheitslage in Deutschland massiv verändert. Organisierte Kriminalität, bewaffnete Überfälle und Cyberattacken stellen neue und teils massive Herausforderungen dar – auch für die Bargeldlogistik. Wir reagieren mit einem ganzheitlichen Sicherheitskonzept: modernste Fahrzeugtechnik, Leitstellenüberwachung, intelligente Sicherungssysteme wie Geldfärbung bei Angriffen, intensive Schulungen unserer Mitarbeitenden und spezielle Protectionteams. Sicherheit bedeutet für uns aber mehr als Technik – es geht um Verantwortung für Menschen, Werte und die Stabilität des Bargeldkreislaufs.
Nachhaltigkeit kommt als weitere Dimension hinzu: von der Fahrzeugflotte bis zu energieeffizienten Prozessen in der Logistikplanung. Das ist kein Trend, sondern eine uns alle in die Pflicht nehmende Notwendigkeit, die wir aktiv gemeinsam gestalten müssen.


Wir sind auf gut 1.000 Fahrzeuge in Ihrer Flotte gestoßen, für die auch eine E-Strategie entwickelt wurde. Ist das Thema Elektromobilität für gepanzerte Fahrzeuge zusätzlich herausfordernd?

Herr Spiegelmacher: 
Absolut. Gewicht, Reichweite und Sicherheit sind bei gepanzerten Fahrzeugen besondere Herausforderungen. Wir arbeiten an Lösungen, die praktikabel und nachhaltig sind. Elektromobilität wird in bestimmten Bereichen stärker werden – aber sie braucht Zeit und intelligente Konzepte.


Welche Rolle spielt organisches und anorganisches Wachstum im WDL-Sektor?

Herr Hisam: 
Beides ist wichtig. Organisches Wachstum zeigt, dass wir mit unseren Leistungen und unseren Services überzeugen. Anorganisches Wachstum – also Zukäufe – kann sinnvoll sein, wenn es strategisch passt, Synergien schafft und Mehrwert bietet. Wir prüfen dies fortwährend sehr sorgfältig – auch mit Blick auf unsere zukünftige Entwicklung.

Zeitgeist bei ZIEMANN

Wie integrieren Sie neue Technologien in Ihre bestehenden Betriebs- und Sicherheitsprozesse?  

Herr Hisam: 
Wir gehen schrittweise vor: Wir verfolgen konsequent Trends und Entwicklungen, sind dazu auch in weltweiten Netzwerken aktiv. Wir wählen aus, was zu uns passt, starten Pilotprojekte, testen umfangreich. Erst nach einem aufwendigen Auswahl- und Prüfungsverfahren kann ein Rollout erfolgen. So stellen wir sicher, dass neue Technologien nicht nur innovativ, sondern für uns auch passend und praxistauglich sind. 
Gleichzeitig sondieren und analysieren wir in der ZIEMANN GRUPPE, welchen strategischen Wachstumspfad wir zielstrebig weiter beschreiten wollen. So sind Zukäufe wie die Südalarm GmbH klare Positionierungen zu einer additiven Portfolio-Erweiterung. Dienstleistungen und Unternehmen, die in einer Symbiose und wertschöpfenden Struktur zu unserer ZIEMANN GRUPPE, unseren Kunden und unserem Anspruch passen, sind potenzielle Wachstumstreiber für uns. Dabei ist es uns nicht nur wichtig, dass die Dienstleistung eines strategischen Assets zu uns und unseren Kunden passt, wir legen ebenso großen Wert auf die Menschen, die wir in unserer ZIEMANN-Familie aufnehmen wollen und achten deshalb besonders stark auf ihre Unternehmenskultur.    


Wie gewährleisten Sie Transparenz, Compliance und Sicherheit über den gesamten Bargeldkreislauf hinweg – vom POS bis zur Zentralbank?

Herr Hisam: 
Durch eine entsprechende organisatorische Struktur der Gesellschaften in der ZIEMANN GRUPPE, effiziente und transparente Prozesse, digitale Schnittstellen und regelmäßige Audits. Unser Anspruch ist: maximale Nachvollziehbarkeit und Transparenz, klare Aufgabenzuordnung und höchste Sicherheitsstandards.


Wie wird auf sich ändernde Kundenwünsche bei ZIEMANN eingegangen? 

Herr Spiegelmacher: 
Ganz simpel: Wir hören zu. Die Welt ändert sich, Kundenbedürfnisse ändern sich – und wir reagieren flexibel und ändern uns mit Angebotsstrukturen und Prozessen, soweit das sinnvoll und nachhaltig ist. Ob neue Einzahltechnologien, technische Dienstleistungen rund um zertifizierte Alarm- und Brandmeldeanlagen inkl. der kompletten bautechnischen Planung und Zertifizierung, individuelle Sicherheitskonzepte oder digitale Services: Wir entwickeln Lösungen, die passen.


Zum Schluss noch eine Frage: Welche Botschaft würden Sie WDL-Entscheidern mit auf den Weg geben für das Jahr 2026?

Herr Hisam: 
Bleiben Sie klar und verlässlich, investieren Sie in Sicherheit und vergessen Sie nicht: Am Ende sind es die Menschen, die den Unterschied machen.


Und Sie, lieber Herr Spiegelmacher?

Herr Spiegelmacher: 
Sehen Sie Veränderungen als Chance. Richten Sie den Blick nicht nach Berlin, sondern auf die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten, die eigene Leistungsfähigkeit. Wer Innovation und Verantwortung verbindet, wird auch in bewegten Zeiten erfolgreich sein.


Ganz lieben Dank, Herr Hisam und Herr Spiegelmacher, für Ihre Zeit.



Zur Person
Hans-Jörg Hisam ist Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der ZIEMANN SICHERHEIT Holding GmbH. Er baute binnen 25 Jahren den Regionalanbieter für Geld- und Wertdienstleistungen aus Schallstadt zu einer Unternehmensgruppe mit sieben Gesellschaften und zur Nummer 2 der WDL-Branche in Deutschland mit einem Jahresumsatz von über 360 Mio. €, rund 3.400 Beschäftigten und etwa 1.000 Fahrzeugen aus.  

Zur Person 
Heinz Spiegelmacher ist gelernter Bankfachwirt und seit 2013 Geschäftsführer der ZIEMANN SICHERHEIT Holding GmbH und seit 2022 Vorstand des Tochterunternehmens Cash Logistik Security AG. Seine Branchenexpertise mit tiefem Know-how fußt auf Führungsfunktionen in der Banken- und Kreditwirtschaft sowie im Geld- und Wertsektor.


Ihr Bargeldmanagement soll sich in 2026 ändern? Wir zeigen Ihnen gerne verschiedene Potenziale für mehr Sicherheit, Effizienz und Transparenz auf.